«Impfkonzepte sind keine Kochrezepte», schreibt das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) in seinem jüngst erschienenen Impfleitfaden. Mehrere Jahre war das 82 Seiten umfassende Dokument in Vorbereitung – nun konnte es endlich publiziert werden. Die entscheidende Frage ist: Was bringt dieser Impfleitfaden den Tierhaltern?

System stösst an Grenzen

Jahrzehntelang wurde bei erkrankten Tieren auf die Anwendung antimikrobiell wirksamer Substanzen gesetzt. Um eine weitere Ausbreitung von Infektionen zu verhindern beziehungsweise zu minimieren, wurden oftmals ganze Tiergruppen prophylaktisch mit Antibiotika behandelt. Dieses Vorgehen stosse jedoch an Grenzen, weiss man beim Bund. Zum einen, weil der Verlauf von Virusinfektionen nicht durch die Applikation von Antibiotika zu beeinflussen ist, und zum anderen, weil bakterielle Infektionen nicht gänzlich durch die antibiotische Behandlung zu eliminieren sind.

Es braucht neue Wege

Die Notwendigkeit von alternativen Lösungsansätzen fordert aber auch die Gesellschaft – und zwar mit Nachdruck. So wird gerne kritisiert, dass Defizite im Management und in der Tierhaltung durch die Medikation ganzer Tiergruppen ausgeglichen würden. «Dies erfordert zeitnah ein Umdenken in der Behandlung sowie auch in der Gesunderhaltung von Nutztierbeständen», ist der Tenor am BLV.

Der Einsatz von antimikrobiell wirksamen Substanzen müsse auf das absolut notwendige Minimum reduziert werden, damit mittel- und langfristig die Behandlungsoption mit Antibiotika erhalten bleibe und nicht durch eine weitere Verbreitung von Resistenzen verunmöglicht werde.

Impfungen werden wichtiger

Wann immer möglich, seien daher Management- und Impfmassnahmen zur Prävention zu nutzen, sodass die Anwendung von Antibiotika bei Nutztieren reduziert werden könne. Der Impfleitfaden, der für Tierärztinnen und Tierärzte geschrieben wurde, soll einen kompakten Überblick über die derzeit zur Verfügung stehenden Impfstoffe sowie deren Anwendung bei Nutztieren geben. Die Inhalte richten sich daher nicht primär an die Landwirtinnen und Landwirte, sie werden diese mittragen müssen.

In den letzten Jahren hat die Anzahl der für die Nutztierpraxis zur Verfügung stehenden Impfstoffe kontinuierlich zugenommen; sie sind in der Nutztierpraxis bei Geflügel, Rindern und Schweinen alltäglich geworden.

Kein Rezept

Obschon jetzt ein umfassender Impfleitfaden vorhanden ist und die Sensibilisierung für diesen Schutz der Tiere auch in den Ställen immer grösser zu werden scheint, ist Impfen kein Patentrezept. Die in diesem Leitfaden beschriebenen Möglichkeiten zum Einsatz von Impfstoffen sowie deren Anwendungszeitpunkte und die Frequenz von Wiederholungsimpfungen würden lediglich Empfehlungen darstellen, weiss auch das BLV. Das richtige Impfkonzept müsse an die jeweilige Situation im Bestand adaptiert werden, um einen bestmöglichen Impfschutz in einer Herde zu erreichen. Neben der Impfung bilden zudem die allgemeine Bestandshygiene, die Optimierung des Managements, der Haltungsbedingungen und der Fütterung sowie der Biosicherheit weitere Säulen der Vorbeugung von Infektionskrankheiten und haben somit Auswirkung auf die Herdengesundheit.